Begriff
Der Begriff Limes bedeutete im Lateinischen ursprünglich „Grenzweg“ bzw. „Schneise“. In Deutschland ist mit „Limes“ in der Regel der raetische Limes und der obergermanische Limes gemeint, gemeinsam als Obergermanisch-Raetischer Limes bezeichnet. Die beiden Limesabschnitte sind nach den angrenzenden römischen Provinzen Raetia (Rätien) und Germania Superior (Obergermanien) benannt.
Die römischen Limites stellten in der Geschichte erstmals räumlich klar definierte und visuell im Gelände für Freund und Feind eindeutig erkennbare Außengrenzen eines Herrschaftsbereichs dar. Der Obergermanisch-Raetische Limes hält sich dabei wenig an Flüsse oder Gebirgszüge, die eine natürliche Abgrenzung des Gebietes darstellen könnten. Er umfasst die längste Landgrenze im europäischen Abschnitt des Limes, unterbrochen nur auf wenige Kilometer durch eine Strecke, die zwischen Großkrotzenburg und Miltenberg dem Main folgt. Der Limes wird in Europa sonst weitgehend durch die Flüsse Rhein und Donau (Donaulimes) gebildet.
Der Obergermanisch-Raetische Limes (abgekürzt: ORL) ist ein 550 km langer Abschnitt der ehemaligen Außengrenze des Römischen Reichs zwischen Rhein und Donau. Er erstreckt sich von Rheinbrohl bis zum Kastell Eining an der Donau. Der Obergermanisch-Raetische Limes ist ein Bodendenkmal und seit 2005 Weltkulturerbe der UNESCO.
Vermessungstechnische Besonderheiten
Im Obergermanischen Limes existieren mehrere Abschnitte, die durch einen exakt gradlinigen Streckenverlauf auffallen; sie wirken wie mit dem Lineal in die Landschaft gelegt. Der längste dieser Abschnitte reicht von einem ansonsten unbedeutenden Wachturm bei Walldürn (Strecke 8) bis zum Haghof südlich von Welzheim und ist fast 80 Kilometer lang. Ein derartig langes gerades Stück ist selbst von der ungleich längeren Chinesischen Mauer nicht bekannt. Grund dafür dürfte wohl eine Machtdemonstration gegenüber der germanischen Bevölkerung gewesen sein.
Untergang
Über die Epoche des Niedergangs des Obergermanisch-Raetischen Limes sind nur wenige schriftliche Quellen überliefert. Von den Historikern wurde daher lange Zeit angenommen, dass der Limes in einem einzigen Ansturm der Germanen in den Jahren 259 und 260 n. Chr. überrannt worden und zusammengebrochen sei. Neuere archäologische Untersuchungen und Funde zeigen jedoch, dass der Verfall im 3. Jahrhundert n. Chr. langsam und in verschiedenen Abstufungen erfolgte und es zudem Unterschiede zwischen dem obergermanischen und dem raetischen Abschnitt gab. Das Zusammentreffen einer ganzen Reihe von inneren und äußeren Ursachen bedingte einen Prozess des kontinuierlichen Niederganges.